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Die Luftwaffe war mit Blick auf einen möglichen
Kriegseinsatz vor allem unter dem Gesichtspunkt der Flexibilität
und der Effektivität organisiert worden. Die Luftwaffe als
Ganzes zerfiel dabei in die Luftgaue, die die Infrastruktur am
Boden bereit zu stellen hatten und die Luftflotten, in denen die
Einsatzverbände zusammen gefasst waren. Die Luftflotten bestand
aus den Führungsstäben, dem Fliegerkorps und den einzelnen
Geschwadern. Zudem oblag den Luftflotten auch die Organisation
der Luftabwehr in ihrem jeweiligen Bereich. Besondere Probleme
bereitete dies im Bereich der Luftflotte "Reich", da Hitler die
Aufstellung der Flak-Batterien innerhalb des deutschen
Kernlandes einfach an sich gezogen hatte. Wie auch bei anderen
Bereichen, deren Leitung Hitler persönlich übernommen hatte,
führte Hitlers Ignoranz und Unwissenheit immer öfter zu
strategischen und taktischen Fehleinschätzungen der Lage. Nicht
selten waren die Einheiten völlig fehl platziert. |
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Das RLM (Reichsluftfahrtministerium), Verwaltung und Sitz in Berlin |
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Luftgaue waren in ihren Bereichen zuständige
Bodenorganisationen. Sie waren relativ unabhängig und
verantwortlich für die Errichtung und Unterhaltung sämtlicher
Flugplätze, Werkstätten, Treibstoff- und Waffenlager sowie allen
sonstigen für die Fliegerei notwendigen Infrastrukturen in Ihrer
Region. Zudem hatten sie das notwendige Verwaltungs- und
Versorgungspersonal und deren Organisation zu stellen. |
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Luftkreise und Luftflotten |
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Demgegenüber waren die fliegenden Verbände in
Führungsstäbe der Luftkreiskommandos, später Luftflotten
unterteilt worden. Die Luftkreiskommandos, I bis VI, wurden am
01.04.1934 aufgestellt und bereits ein Jahr später neu
organisiert. Am 04.02.1938 wurden aus den Luftkreiskommandos I
bis IV, drei Luftwaffengruppenkommandos und zwei
Luftwaffenkommandos. Am 01.02.1939 wurden aus den drei
Luftwaffengruppenkommandos die Luftflotten 1, 2 und 3. Den
einzelnen Luftflotten waren jeweils feste Regionen zugeteilt
worden, die sich regelmäßig über eine ganze Anzahl von Luftgauen
erstreckten. Eine Luftflotte bestand dabei jeweils aus allen in
dieser Region operierenden Einsatzverbänden der Luftwaffe und
deren Stäbe, den obersten Führungsstäben für die Luftflotte
selber und das für die speziell Einsatz bezogenen Belange
zuständige Fliegerkorps der Luftflotte Durch die rasche
Expansion des 3. Reiches im Verlaufe des Krieges wurde die
bestehende Konzeption der Gebietsaufteilung in vier Luftflotten
schnell überholt und musste an die neuen Gegebenheiten angepasst
werden. Die Luftflotte 1 dehnte ihren Bereich auf das nördliche
Russland aus. Die Luftflotte 4 übernahm den südlichen Abschnitt
der Ostfront. Der Mittelteil der Ostfront fiel an die neu
gebildete Luftflotte 6. Die Luftflotte 3 hatte die
Benelux-Staaten und Frankreich zusätzlich zugeteilt bekommen.
Die im Norden Europas eroberten Gebiete wurden der ebenfalls neu
aufgestellten Luftflotte 5 unterstellt. Die Luftflotte 2 musste
unsinnigerweise den Mittelmeerraum in seinen Einsatzbereich auf
nehmen. Hätte statt dessen die neu gebildete Luftflotte 5 den
gesamten Mittelmeerraum einschließlich Afrika übernommen und die
Luftflotte 2 die besetzen Gebiete in Nordeuropa, wäre zweierlei
vermieden worden. Zum einen wären die Einheiten der Luftflotte 5
nicht zwischen zwei weit auseinander liegenden Einsatzgebieten
aufgeteilt worden und zum anderen wäre eine bessere Anpassung an
die klimatischen und einsatztechnischen Bedingungen im
Mittelmeerraum und Afrika leichter zu bewerkstelligen gewesen.
Die Luftflotte 5 hätte so vollständig auf das
Mittelmeerklima eingestellt werden können, während die
Luftflotte 2 in Nordeuropa im wesentlichen ähnliche
Einsatzbedingungen vorgefunden hätte, wie in ihrem bisherigen
Einsatzraum. So aber musste die Luftflotte 2 mit den sich aus
einer solchen Zweiteilung ergebenden Versorgungsproblemen
herumschlagen und konnte wegen der notwendigen
Akklimatisierung-Zeiträumen auch nicht mehr so flexibel verlegen
wie es ursprünglich mal geplant gewesen war. |
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Erstaunlicherweise hatte man bei der
Neuordnung der Luftflotten einige Länder und Regionen wie
z.B. Dänemark und den Balkan ganz vergessen. Sie mussten von
den benachbarten Luftflotten abgedeckt werden, dadurch
ergaben sich weitere Probleme, da der Nachschub und
dergleichen ausschließlich auf Grundlage der eigentlich
zugeteilten Gebiete vergeben wurde. Diese Ungereimtheiten
lassen sich nur mit dem allgemeinen Kriegsverlauf erklären.
Eine weitere Folge des Krieges war die Konzentrierung der
Einheiten entlang der umkämpften Frontabschnitte.
Insbesondere die Jagdabwehr wurde so im Laufe des Krieges
immer mehr vom Kernland Deutschlands abgezogen. Mit Zunahme
der Feindeinflüge über dem Reich wurde dieser Zustand
unhaltbar. Die Luftflotten sahen sich aber auch nicht in der
Lage ausreichende Kräfte von der Front abzuziehen und ins
Reich zurück zu verlegen. Um dieses Problem zu lösen, wurde
die Luftflotte Reich aufgestellt, deren Einsatzbereich sich
über das ganze Kernland des 3. Reiches erstreckte. Die
bestehenden Grenzen der Luftflotten blieben davon unberührt.
Alle im eigentlichen Reichsgebiet liegenden Einheiten
befanden sich in einer Doppelunterstellung, wobei die
Luftflotte Reich bei allen einsatzbereiten Geschwadern den
Vorrang hatte, lediglich die zur Auffrischung oder Umrüstung
zurückverlegten Geschwader unterlagen noch der Oberhoheit
der alten Luftflotten. |
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1939 |
Luftflotte 1 |
Nordostdeutschland |
Luftflotte 2 |
Nordwestdeutschland |
Luftflotte 3 |
Südwestdeutschland |
Luftflotte 4 |
Südostdeutschland |
1942 |
Luftflotte 1 |
Nordrussland |
Luftflotte 2 |
Nordafrika, Italien und Griechenland |
Luftflotte 3 |
Frankreich, Niederlande und Belgien |
Luftflotte 4 |
Südrussland |
Luftflotte 5 |
Norwegen und Finnland |
Luftflotte 6 |
Russische Front |
1944 |
Luftflotte 1 |
Baltischer Raum |
Luftflotte 2 |
Norditalien |
Luftflotte 3 |
Frankreich, Niederlande und Belgien |
Luftflotte 4 |
Ungarn, Yugoslawien, Bulgarien und Rumänien |
Luftflotte 5 |
Norwegen und Finnland |
Luftflotte 6 |
Russische Ostfront |
Luftflotte Reich |
Deutschland |
Anfang 1945 |
Luftflotte 1 |
Litauen |
Luftflotte 2 |
Norditalien |
Luftflotte 3 |
Westdeutschland und Niederlande |
Luftflotte 4 |
Ungarn und Yugoslawien |
Luftflotte 5 |
Norwegen und Finnland |
Luftflotte 6 |
Ostfront |
Luftflotte Reich |
Zentraldeutschland |
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Das Personal des 4./Sch.G 1 |
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Die Gruppe (Jagdgeschwader) |
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Der nächst kleinere Einsatz- und
verwaltungstechnische Verband, waren die einzelnen Gruppen eines
Geschwaders, die normalerweise aus drei Staffeln mit je neun
Maschinen und einem Stab mit drei Flugzeugen bestehen sollte.
Innerhalb einer Gruppe wurde zumeist nur ein Flugzeugtyp
geflogen, aber auch hier gab es - wenn auch selten - Ausnahmen,
wenn zum Beispiel die Bereitschaftsstärke zu sehr abnahm, weil
nicht ausreichend Maschinen eines bestimmten Typs vorhanden
waren. Da Gruppen fast immer vollständig und in einem Stück
verlegt wurden, waren meistens auch alle Staffeln auf einem
Flugplatz stationiert. Aus verschiedenen Gründen konnte es aber
vorkommen, dass einzelne Staffeln entweder zur Auffrischung oder
Umrüstung in der Heimat waren, oder aber mit einem anderen
Geschwaderteil an einem anderen Kriegsschauplatz kämpften. Eine
Sonderrolle nahmen hierbei stets Geschwadertyp-fremde Staffeln,
wie z.B. JaBo-Staffeln ein. Waren einzelne Staffeln oder Gruppen
all zu sehr dezimiert, war es üblich, dass andere Staffeln oder
Gruppen mit Personal oder Maschinen aushalfen, wenn bei ihnen
genügend vorhanden war. So gab es Gruppen, die verfügten zwar
über ausreichend Maschinen, aber bei denen es an Piloten
mangelte, während es sich bei anderen Gruppen genau andersherum
verhielt. Geführt wurde eine Gruppe von einem Kommandeur,
meistens ein Hauptmann oder Major. Seinen Stab bildete ein
Adjutant, technische Fachoffiziere und ein Sanitätsoffizier. Das
Verhältnis von Piloten zu Bodenpersonal lag in der Regel bei 1:5
bis 1:9.
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Der Stab des JG 53 auf dem Fliegerhorst Mannheim-Sandhofen |
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Das Geschwader (Jagdgeschwader) |
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Die einzelnen Geschwader waren stark
untergliedert, was zu einer hohen Flexibilität führte. Das
Geschwader als der größte fliegende Verband der Luftwaffe
bestand aus drei Gruppen und einem Geschwaderstab. Die
Nennstärke eines Geschwaders war auf 94 Maschinen projektiert.
Diese Zahl setzte sich aus den je 30 Maschinen der drei
Geschwadergruppen und vier weiteren Maschinen des
Geschwaderstabes zusammen. Diese Zahlen konnten aber während des
Krieges oftmals nicht eingehalten werden. Dafür gab es
verschiedene Gründe, wichtigster Faktor war aber zweifelsohne
die Feindeinwirkung. Aber auch die, für die Größe der Luftwaffe
und die Schwere der Kämpfe, zu klein dimensionierte Fertigung
von neuen Maschinen, und die ständig steigenden Probleme bei der
Ausbildung neuer Piloten hatten einen beträchtlichen Einfluss
auf die Nennstärke eines Geschwaders. Machten es die
tatsächlichen Gegebenheiten des jeweiligen Kriegsschauplatzes
notwendig, wurde die Geschwaderstruktur umgestellt, z.B. indem
aus dem Gruppenverband ausgelöste Spezialstaffeln aufgestellt
wurden, die dann weitgehend autonom operieren konnten, wie es
für Jabos oder auf Schlechtwetter oder besonders große Höhen
spezialisierte Jagd- und Bomberstaffeln notwendig war. Im
Verlaufe des Kriegs wurde jedem Bombergeschwader, aber auch
zahlreichen Jagdgeschwadern eine vierte Gruppe als
Ergänzungsgruppe angegliedert. In diesen Ergänzungsgruppen
wurden die zukünftigen Besatzungen einsatzmäßig ausgebildet, ehe
sie an die Front kamen. Diese einsatzmäßige Ausbildung sah so
aus, dass Maschinen und Piloten dieser Gruppen nur in
gesicherten Gebieten zum Einsatz kamen, wo sie ihren Einsatz
weitgehend ungestört durchführen konnten. Gelegentlich machten
es aber die Kriegsgeschehnisse erforderlich auch diese
Geschwaderteile vollständig an die Front zuwerfen, was dann zu
schweren Verlusten in diesen Gruppen führte. Bei einigen
Geschwadern bestand sogar zeitweise eine fünfte Gruppe, diese
wurden aber vom Oberkommando der Luftwaffe später allesamt
wieder aufgelöst bzw. zur Ergänzung anderer Geschwadern
herangezogen. Bei der Grundkonzeption war es geplant gewesen,
die Geschwader immer geschlossen an einem Kriegsschauplatz zum
Einsatz zubringen, und die verschiedenen Verbände des
Geschwaders auf benachbarten Flugplätzen zu stationieren. Dies
ließ sich aber aus zahlreichen Gründen im Verlaufe des Krieges
immer weniger realisieren. Geführt wurde ein Geschwader von
einem Kommodere, dieser Posten war je nach Größe, Einsatzart und
-ort, entweder von einem Major, einem Oberstleutnant oder einem
Oberst besetzt. Aber auch von dieser Regel gab es im Krieg
Abweichungen. Sein Stab setzte sich aus einem Adjutanten, einem
Einsatzoffizier und einem Luftnachrichtenoffizier zusammen. Bei
Bedarf konnten weitere Spezialisten hinzukommen. |
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Ein Geschwader auf dem Flugplatz von Tangara/Topolia |
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