Drei Mitarbeiter der Wiener Neustädter
Flugzeugwerke, die Dipl.-Ing. Friedrich von Doblhoff, Theodor
Laufer und August Stepan, erreichten 1941 bei ihrer
Geschäftsführung, dass ihnen eine Entwicklungsabteilung
'Strahlschrauber' eingerichtet wurde. Das Neue an ihren Ideen
war, dass sie durch Verwendung eines vom Aufbau her einfachen
Blattspitzenantriebs die sonst nötigen Getriebe vermeiden
konnten und gleichzeitig auf keinen Drehmomentausgleich
brauchten. Vor dem Bau des ersten Prototyps lief ein
umfangreiches Forschungsprogramm ab, bei dem neben Form.
Anordnung und Steuerung des Rotors die Entwicklung der
Brennkammern große Bedeutung hatte. Für sie, die an den Enden
der Rotorblätter saßen, musste erst ein entsprechend
hitzebeständiges Material gefunden werden. Das RLM, das bis
dahin von diesen Tätigkeiten nichts wusste, ordnete zunächst die
Einstellung der Arbeiten an. Erst nach einem Gespräch von
Doblhoffs mit den zuständigen Herren im Amt, erhielt er die
Genehmigung zur Fortsetzung der Arbeiten und sogar einen
Auftrag, dazu die amtliche Bezeichnung WN 342. In der Zeit
zwischen 1942 und dem Kriegsende entstanden nach einander vier
Versuchsgeräte, die alle ein geschweißtes Stahlrohrgestell als
tragende Struktur mit einem offenen oder teilverkleideten
Führersitz, einem Bugradfahrwerk und einem Seitenleitwerk am
Rumpfende hatten. Letzteres wurde im Lauf der Entwicklung
mehrfach und sehr stark verändert. Auch die verwendeten Motoren
wurden immer stärker, womit auch das Gewicht der Hubschrauber
ständig zunahm. War es bei der V 1 noch ein 60 PS (44 kW)
leistender Walter Mikron II, hatte die V 2 bereits einen 105 PS
(77 kW) starken HM 504 Motor als Antrieb, der schließlich bei
der V 3 durch einen Bramo 314 A ersetzt wurde. Diese Motoren
dienten bei V 1 und V 2 lediglich zum Antrieb eines von einem
Argus As 411 stammenden Ladegebläses, dessen verdichtete Luft,
nach Beimischung von Kraftstoff, über Schläuche und den
Rotorkopf durch die hohlen Rotorblätter zu den Brenndüsen an den
Blattenden geleitet wurde, wo die Zündung erfolgte. Der Rückstoß
der austretenden Verbrennungsgase setzte den Rotor in Drehung,
ohne dass ein rückwirkendes Drehmoment auftrat. Neben
Probeläufen des Antriebssystems auf einem Freiluftprüfstand
wurde auch der Tragschrauberbetrieb untersucht, indem der
Hubschrauber, festgezurrt auf einem Lastwagen, mit hoher
Geschwindigkeit um eine Rennstrecke gefahren wurde. Stepan
konnte dann im Frühjahr 1943 mit der V 1 die ersten
Schwebeversuche machen. Das Gerät wurde auch Göring bei dessen
Besuch im Werk am 7.Mai 1943 vorgeführt. Einem schweren
Bombenangriff auf die Fertigungsanlagen am 13.August fiel auch
die V 1 zum Opfer. Die weitere Entwicklung wurde daraufhin in
ein Außenwerk nach Obergrafendorf verlegt, wo die V 2 und die V
3 entstanden. Ein Problem war der sehr hohe Kraftstoffverbrauch,
dem von Doblhoff durch grundsätzliche Umstellung der Betriebsart
abhelfen wollte. Der Blattspitzenantrieb sollte für Start und
Landung dienen, während für den Normalflug der Rotor nur noch
als Tragschraube drehen sollte. Dazu musste für den Vortrieb ein
als Druckschraube arbeitender Propeller eingebaut werden, was
wiederum doppelte Leitwerksträger bedingte. Für diese Versuche
war der Versuchspilot von Flettner, Hans Fuisting, vom RLM
abgeordnet worden. Die V 3 wurde schließlich noch zu einem
Doppelsitzer umgebaut, der dann als V 4 bezeichnet wurde. Immer
größer werdende Schwingungsprobleme konnten mit der Hilfe des
ebenfalls bei Flettner tätigen Dr. Kurt Hohenemser zumindest
verringert werden. Das Projekt überlebte erstaunlicherweise
mehrere allgemeine, für fast alle anderen Entwicklungen
geltenden Streichungen. Von Doblhoff konnte seinen Betrieb
nochmals verlegen, in die Nähe von Zell am See, wo die V 4 den
einrückenden Amerikanern in die Hände fiel. die sie, zusammen
mit von Doblhoff, in die USA brachten. Laufer ging nach
Frankreich, wo er sein Prinzip beim Hubschrauber SNCASO 1221
'Djinn' und später in Deutschland bei der Do 32 weiter
entwickelte, beide Male aber als Kaltantrieb, d.h. nur durch
Ausblasen der Luft ohne Verbrennung. |