Nachdem bereits 1931 ein in England zugelassener
Tragschraubers C.19 Mk III, geflogen von dem Junkerspiloten
Fritz Loose, in Deutschland bei vielen Vorführungen Aufsehen
erregt hatte, erwarb Focke-Wulf in Bremen die Rechte zum
Nachbau. Das Gerät hatte der in England lebende Spanier Juan de
la Cierva entwickelt, es wurde aber bei der Firma A.V.Roe in
Manchester hergestellt. Wenn auch sehr wahrscheinlich kein
einziges Flugzeug dieses Musters in Deutschland gebaut wurde,
gelang es dennoch mit einer weiteren, in England gekauften C.19
Mk IV, hier besonders bei militärischen Stellen das Interesse an
Tragschraubern zu wecken. Umgebaut auf einen Sh 14 Motor und mit
der Zulassung D-2300 (später in D-EXOT umbenannt), wurde sie
u.a. bei der DVL und bei der E-Stelle Travemünde erprobt, die
beide verschiedene Schwächen entdeckten. Zum Deutschlandflug
1933 war die D-2300 bereits mit dem Travemünder Piloten Walter
Hagen gemeldet, wurde aber kurz vor Beginn zurückgezogen. Das
Flugzeug machte zweimal Bruch, wurde aber stets wieder repariert
und landete schließlich in der Berliner Luftfahrtsammlung. Etwas
mehr Bedeutung hatte das Nachfolgemuster C.30. Kurz nach seinem
Erscheinen 1933 bestellte das RLM bei A.V.Roe zwei Stück, die im
November 1934 geliefert wurden und bei Focke-Wulf als D-EKOM und
D-EKOP zugelassen wurden. Sie wurden bei der E-Stelle Rechlin
erprobt. Ursprünglich sollte HFB 7 Stück dieses Musters als
Nullserie bauen, was aber aus finanziellen Gründen scheiterte.
So ging auch dieser Auftrag an Focke-Wulf. Die C.30 unterschied
sich vom Vorgänger hauptsächlich dadurch, dass sie keine
Tragflügel mehr hatte. Bei einer Einsatzerprobung mit dem Heer
im Juli 1935 machte die D-EKOP Bruch, wurde aber wieder
hergestellt. Bei der weiteren Erprobung für eine Verwendung an
Bord von Schiffen bei der E-Stelle Travemünde ging eine der
beiden Maschinen zu Bruch. Über das Schicksal der anderen ist
nichts bekannt. Von diesem Muster wurden bei Focke-Wulf wirklich
einige gebaut, nachdem die Firma auch dafür die Nachbaurechte
erworben hatte. Die Fw C 30, wie sie genannt wurde, hatte einen
Siemens Sh 14 B-Sternmotor mit 140 PS (103 kW), der auf eine
zweiflügelige Holzluftschraube arbeitete. Für den Start konnte
der sonst nur vom Fahrtwind in Drehung gehaltene Dreiblatt-Rotor
kurzzeitig mittels einer auskuppelbaren Wellenverbindung auf die
nötige Drehzahl gebracht werden. Da das RLM auf die
Tragschrauber als Verbindungsflugzeug große Hoffnungen setzte,
wurde im Dezember 1935 ein Auftrag auf 36 Flugzeuge erteilt, der
wenige Monate später sogar auf 43 erhöht wurde. Laut
Flugzeuglieferplan Nr.8 waren davon bis zum 31. März 12 Stück
ausgeliefert. Ob danach noch weitere gebaut wurden, ist nicht
bekannt. Das Muster wird aber in den folgenden Plänen überhaupt
nicht mehr erwähnt. Verschiedene Fw C 30 sind anschließend
sowohl bei der DVL als auch bei der E-Stelle Rechlin
nachzuweisen. |