Auf einen RLM-Auftrag vom September 1936 hin
ging Focke und seine Mannschaft im Werk Hoykenkamp daran, einen
Hubschrauber zu bauen, der wenigstens 700 kg Nutzlast befördern
können sollte. Während die Erprobung der Fw 61 noch lief,
begannen Konstruktion und Bau von zunächst zwei Prototypen, die
Von grundsätzlich gleichem Aufbau wie der kleine Vorgänger
waren, lediglich erheblich größer. Den Antrieb sollte nun ein
1000 PS (735 kW) Sternmotor Bramo 323 liefern, der in der
Rumpfmitte eingebaut war und mit Hilfe eines eigenen Gebläses
gekühlt wurde. Dadurch ergab sich für den Piloten im reichlich
verglasten Rumpfvorderteil sehr gute Sicht. Anschließend gab es
einen geräumigen Laderaum. Ein Bugradfahrwerk mit bremsbaren
Haupträdern, das auch verkleidet sein konnte, erlaubte eine gute
Handhabung am Boden. Auch Form und Anordnung des Seitenleitwerks
mit der oben sitzenden trimmbaren Dämpfungsflosse entsprachen
dem Vorgängermodell. Die Steuerung geschah mit zwei Hebeln, von
denen der Knüppel wie üblich für die Quer- und die Rollachse
zuständig war. Für das Seitenruder waren die normalen Pedale
vorhanden, mit denen auch die Radbremsen bedient wurden. Der
Kollektiv-Verstellhebel hatte nur zwei Positionen, eine für den
Flug mit Leistung und eine für die Autorotation. Steigen oder
Sinken wurde über den Gashebel gesteuert. Eingaben mit dem
Knüppel wirkten sich in entsprechender zyklischer
Einstellwinkeländerung aus und erzeugten so die gewünschte
Steuerwirkung. Nach eingehenden Bodenversuchen, darunter auch
ein 100 Stunden Dauerversuch, versuchte Carl Bode am 8. März
1940 mit der V 1 D-OCEB abzuheben, musste aber nach zwei je zwei
Minuten dauernden Schwebeversuchen wegen festgestellter
Überempfindlichkeit in der Rollachse abbrechen. Beim nächsten
Versuch verursachten Rotorprobleme einen beträchtlichen Schaden,
der nur durch Verwendung von Teilen der V 2 zu reparieren war.
Erst am 18.Juni 1940 gelang endlich ein 11-minütiger Flug, bei
dem 300 m Höhe erreicht wurden. Lasten von bis zu 850 kg wurden
gehoben und eine Höhe von 5200 m wurde erreicht, die aber wenig
später mit 7090 m weit übertroffen werden konnte. Die V 3 D-OFAG
kam am 21.September ins Programm. Ein gezielter Bombenangriff
auf das Werk Hoykenkamp am 3./4. Juni 1942 brachte wieder einen
großen Rückschlag und führte zur Verlegung des Betriebs nach
Laupheim. Diese und weitere Verzögerungen, auch neu auftretende
Probleme, wie die gegenseitige Anregung von Schwingungen durch
die Rotorblätter, ließen das RLM den Auftrag über 30
Hubschrauber auf 22 verringern. Nach Überwindung aller
Schwierigkeiten zeigte die Fa 223 aber gute Flugeigenschaften
und war statisch und dynamisch um alle Achsen voll stabil, mit
Ausnahme einer gewissen Instabilität um die Querachse, die aber
bei ungefähr 120 km/h verschwand, so dass beim Reiseflug mit 140
km/h sogar der Knüppel losgelassen werden konnte. Trotz des
dynamisch nicht ganz stabilen Schwebeflugs konnten 26 Piloten in
je 2½ bis 3½ Stunden vollkommen auf die Fa 223 umgeschult
werden. Auch Laupheim bot für die bereits weit fortgeschrittene
Fertigung keine Sicherheit. Bei einem erneuten schweren
Bombenangriff am 19. Juli 1944 wurden praktisch alle in Bau
befindlichen Fa 223 von der V 17 an aufwärts zerstört. Nach der
Erprobung in Rechlin und in Travemünde folgte noch im
September/Oktober 1944 von Mittenwald aus eine umfassende
Gebirgsprüfung im Karwendelgebirge, wobei die Fa 223 sich auch
für den Einsatz im Hochgebirge als hervorragend geeignet erwies.
Allerdings musste am Ende ein Hubschrauber, die V 16, auf einer
hochgelegenen Alm aufgegeben und zerstört werden. Von den
Flugzeugen bis einschließlich V 16 kamen praktisch bis
Kriegsende nur 9 zum Fliegen. Die schließlich bei
Weser-Flugzeugbau in Tempelhof neu eingerichtete Fertigung
brachte nur noch eine einzige weitere Fa 223 heraus. Diese
Maschine fiel in amerikanische Hände und wurde nach den USA
gebracht. Die V 14 als englische Beute überführte Lt.
Hans-Helmut Gerstenhauer auf die Insel, was die erste
Überquerung des Kanals durch einen Hubschrauber bedeutete. Sie
stürzte dort aber wegen Wartungsfehlern bald danach ab und wurde
zerstört. Was die Sowjets in Tempelhof an fast fertigen oder im
Bau befindlichen Fa 223 vorfanden, ist nicht bekannt. Von diesem
Hubschrauber war auch eine zivile Ausführung mit der Bezeichnung
Fa 266 geplant, die aber nie verwirklicht wurde. Die in der
Literatur öfter zu findende Behauptung, die Fa 223 wäre aus
dieser zivilen Version entwickelt worden, ist falsch, wie
bereits die Musternummer zeigt. |