Der Mitte 1944 vom Oberkommando der Luftwaffe
(OKL) ausgeschriebene Entwicklungsauftrag für einen
Jagdeinsitzer mit einer HeS 11 Strahlturbine als Antrieb, vier
MK 108 als Bewaffnung und ungefähr 1000 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 7000 m Höhe wurde auáer Blohm und Voss,
Focke-Wulf, Heinkel und Junkers auch Messerschmitt übertragen.
In der Oberammergauer Entwicklungsgruppe der Messerschmitt-Werke
entstanden für diese Ausschreibung unter der Leitung von W.
Voigt die Projekte Me P. 1101, Me P. 1106, Me P. 1110, Me P.
1111 und Me P. 1116. Sie sollten als Besprechungsunterlagen für
eine erste Zusammenkunft der beauftragten Entwicklungsfirma vom
19. bis 21.Dezember 1944 in der DVL dienen. Unabhängig von der
Entscheidung dieser Besprechung wurde auf persönlichen Wunsch
Prof. Messerschmitts bereits im Juli 1944 mit der Konstruktion
der Me P. 1101 begonnen. Dieses Projekt genügte sowohl in
militärischer als auch in leistungsmäßiger Hinsicht nicht ganz
der Ausschreibung und sollte hauptsächlich praktische
Versuchsergebnisse des Hochgeschwindigkeitsfluges erbringen. Die
Me P. 1101 wurde als Mitteldecker mit stark gepfeilten Flügel-
und Leitwerksflächen ausgelegt, und zwar der Materialengpässe
wegen, in Gemischtbauweise. Um wirklich praktische
Versuchsergebnisse zu erlangen, konnte am Boden der
Pfeilungswinkel des Flügels zwischen 35° und 45° eingestellt
werden. Die besten Ergebnisse versprach nämlich der Mittelwert
mit 40° Pfeilung. Da die für den Einbau vorgesehene Heinkel He S
011 Turbine mit 1 x 1300 kp Standschub nicht so schnell
verfügbar war, entschloss man sich, den Prototyp mit einer 1 x
890 kp Schub leistenden Jumo 004 B-Strahlturbine auszurüsten.
Ein maßstäblich verkleinertes Modell des Prototyps mit 1,98 m
Spannweite wurde 1944 für Windkanalversuche in Berlin-Adlershof
gebaut. Der Prototyp selbst, die Messerschmitt Me P. 1101 V1,
stand Anfang 1945 nahezu vor der Fertigstellung, und fiel den
Amerikanern in die Hände, die sie nach den USA
abtransportierten. Die Firma Bell Aircraft Corp. hat nach der P.
1101 ein Hochgeschwindigkeits-Versuchsflugzeug X-5 entwickelt,
das äußerlich genau der P. 1101 entspricht, bei der aber die
Verstellung der Tragflächenpfeilung bereits im Flug möglich war.
Diese Maschine ging dann bei der Erprobung zu Bruch. |