Die Messerschmitt Bf 110 war das Angebot des
Herstellers auf die Forderung der Luftwaffe nach einem
zweimotorigen Jäger, für den auch Focke-Wulf und Henschel
Vorschläge einreichten. Das Muster sollte hauptsächlich als
schwerer Jäger zum Schutz eigener Bomberverbände dienen, aber
auch selbst die Funktion eines Schnellbombers übernehmen können.
Als man die Anforderungen änderte, blieb Messerschmitts Modell
als einziger Kandidat übrig, und der erste von drei Prototypen
startete am 12.Mai 1936 zum Jungfernflug. Die beiden
Daimler-Benz DB 600A je 670kW (910kW) erwiesen sich als äußerst
unzuverlässig, doch die Flugerprobung ergab eine
Spitzengeschwindigkeit von 505 km/h, und die allgemeinen
Flugleistungen wurden positiv bewertet. Die Versuchstriebwerke
DB 600 machten den drei Musterflugzeugen arg zu schaffen, und
die Nullserie Bf 110 A-0 erhielt daher den verlässlichen Junkers
Jumo 210Da, der allerdings nur 500 kW (680 PS) erzeugte, sodass
sich die Leistung deutlich verschlechterte. Die Verwendungsreife
des neuen DB 601A mit Wassereinspritzung ließ lange auf sich
warten, und es kam zu einer gravierenden Verzögerung des
gesamten Bf 110 Programms. Als die vierte Vorserienmaschine im
März 1938 fertig gestellt war, ging Messerschmitt zur Bf 110 B
über, einer vor allem im Rumpfbug geänderten Version zum Einbau
zweier 20mm Kanonen, die die vier Maschinengewehre der Bf 110
A-0 verstärken sollten. Insgesamt 45 solcher Maschinen mit Jumo
Motoren wurden gebaut. Sie umfassten die Baureihen Bf 110 B-1,
die mit Luftbildkamera bestückte Bf 110 B-2 und einige Bf 110
B-3, die aus zu Schulflugzeugen modifizierten Bf 110 B-1
entstanden. Die Verfügbarkeit des DB 601A ermöglichte den
Übergang zur Bf 110 C, zunächst in Form von zehn
Vorserienflugzeugen Bf 110 C-0 die im Januar 1939 an die
Erprobungsstellen der Luftwaffe gingen. Mitte 1939 folgten die
ersten Serien-Einsatzmuster Bf 110 C-1. Zur Steigerung der
Produktion wurden Focke-Wulf und Gotha eingeschaltet. Der neue
Jäger bewies seine Qualitäten erstmals im Polenfeldzug und
bewährte sich im Dezember 1939 als Bomberzerstörer, indem er bei
einem Einsatz über der Helgoländer Bucht neun von 22 Vickers
Wellington Bombern abschoss. Die ersten Einsatz Erfahrungen
hatten den Wert der Bf 110 aufgezeigt, und die vorrangige
Produktion stellte sicher, daß bis Ende 1939 insgesamt 315
Exemplare ausgeliefert waren. Das ganze Jahr 1940 hindurch hielt
die Fertigung mit einer Rate von 102 Flugzeugen pro Monat an.
1940 sah sich die Bf 110 jedoch erstmals mit modernen
Jagdeinsitzern der Gegenseite konfrontiert und zeigte sich der
Wendigkeit einer Hawker Hurricane oder Supermarine Spitfire
nicht gewachsen. Mit nur einer nach hinten feuernden Waffe
konnte sich die Bf 110 nicht angemessen zur Wehr setzen und
erlitt in der Schlacht um England schwere Verluste. Das Muster
wurde vorübergehend für Bomben- und Aufklärungseinsätze genutzt,
fand aber im Winter 1940/41 mit der Nachtjagd die Rolle, für die
sie am besten geeignet war. Der Bf 110 Nachtjäger flog zunächst
ohne jegliche Spezialausrüstung, und die Besatzungen verließen
sich zur Jagd auf Feindbomber allein auf ihre scharfen Augen.
Das erste lnfrarot-Sichtgerät, "Spanner" erhielt die Bf 110
D-1/U-1, die sich aber als Fehlschlag erwies. Mitte 1941 aber
wurde die Organisation zur Boden geführten Abfangjagd aufgebaut,
und die Bf 110 Nachtjagdverbände erzielten rasch bedeutende
Erfolge. Zwölf Monate später lief ihre Ausrüstung mit dem
Nachtjagd-Radargerät Lichtenstein an, und im Herbst 1942 führten
die meisten Nachtjäger der Luftwaffe dieses Funkmessgerät in
unterschiedlicher Ausführung mit. Mitte 1943 reagierte die RAF
darauf mit dem Abwurf gebündelter Aluminiumstreifen "Window" zur
Störung der Bordradargeräte und konnte sich sechs Monate lang
behaupten. Dann aber waren die Bf 110 mit fortschrittlicheren
Radargeräten ausgerüstet, die trotz "Window" effektiv
funktionierten. Anfang 1944 hatten die deutschen Nachtjagdkräfte
ihre Spitzenstärke erreicht, und in dieser Phase befanden sich
rund 320 Bf 110 im Einsatz. Sie machten etwa 60 Prozent der zum
Schutz Deutschlands verfügbaren Nachtjäger aus. Ein Jahr später
waren modernere Nachtjäger in Dienst gestellt worden, so dass
sich nur noch 150 einsatztaugliche Bf 110 in den
Nachtjagdgruppen befanden. |