Der in der ganzen Welt unter dem Namen "Vater des Leichtflugzeuges" bekannte Hanns Klemm wurde am 4. April 1885 in Stuttgart geboren. In Stuttgart besuchte er auch die Technische Hochschule, wo er sich die Titel Bauingenieur und später Regierungsbaumeister erarbeitete. Betonbau und Statik waren sein erstes Arbeitsgebiet. Noch während des Krieges wurde er aus dem Wehrdienst nach Danzig zur Kaiserlichen Werft versetzt. Am 1. April 1917 trat er bei der Luftschiffbau Zeppelin AG in Friedrichshafen in die Unterabteilung Dornier als Statiker und Eisenkonstrukteur ein. Von hier engagierte Ernst Heinkel, ein Studienkollege Klemms, Hanns Klemm zu den Hansa-Brandenburgischen Flugzeugwerken, wo er den berühmten Seejäger Heinkel W 29 konstruierte. Kurz vor Kriegsende schließlich siedelte er als Chefkonstrukteur zu den Daimler-Werken in Stuttgart über, die eine neue Abteilung Flugzeugbau in Sindelfingen gegründet hatten.
Hier konstruierte Klemm noch die fortschrittlichen Jagdeinsitzer L 6, L 9, L 11 und die Aufklärer L 8 und L 14, die aber nicht mehr an die Front kamen. Nach dem Kriege übernahm er bei Daimler zwischen 1920 und 1927 den Karosseriebau, ohne jedoch die Abteilung Flugzeugbau zu vernachlässigen. 1919 war hier das Segelflugzeug L 15 entstanden, welches 1922 mit einem 12 PS-Motor ausgerüstet wurde. 1924 wurde der Tiefdecker L 20 mit einem 20 PS-Motor, den Porsche bei Mercedes entworfen hatte, zu einem Welterfolg. Wohl kaum ist je ein Flugzeug gebaut worden, welches so simpel, so anspruchslos und doch so erfolgreich war. Die L 20 wurde zum Stammvater der berühmten Klemm-Tiefdecker-Reihe, die Klemms Ruf als führender Leichtflugzeugkonstrukteur immer mehr festigte. In rascher Folge erschienen immer bessere Ableitungen aus der L 20 (siehe 1.Bild), so die weltbekannte L 25 (siehe 2.Bild), die leistungsstärkere L 26, die dreisitzige L 27, die für Liesel Bach gebaute Kunstflugmaschine L 28 und die ersten Kabinensportflugzeuge Kl 31 und Kl 32. Inzwischen hatten sich die Firmen Daimler und Benz fusioniert und wollten den Flugzeugbau nicht mit übernehmen. Um sein Werk fortzusetzen, gründete Hanns Klemm in Böblingen bei Stuttgart sein eigenes Werk. Hier entstanden alle moderneren Konstruktionen. Dazu war Klemm ab 1936 noch an Leimuntersuchungen herangegangen, die ihm am 15. Dezember 1937 bei der TH Stuttgart den Dr.-Ing. einbrachten und die dann anschließend zur Klemm-Teilschalenbauweise führten.
Im August 1938 übernahm Klemm als alleiniger Eigentümer den nun in Hanns Klemm Flugzeugbau umbenannten Betrieb. 1940 gründete er zur Verwertung seiner Leimpatente die Klemm Technik GmbH und verwandelte seine Firma erneut in eine GmbH, in die er seine Einzelfirma mit hineinbrachte. Bis Ende 1940 war die Firma durch Fertigung eigener Konstruktionen, hauptsächlich der Kl 35, voll ausgelastet. Dieses Muster wurde außerdem noch in Großserien bei Fieseler und im Flugzeugwerk des tschechischen Schuhindustriellen Bata in Zlin gefertigt. Allerdings hatten die Klemm-Werke ab 1934 die Reparatur von Ar 65 und Ar 66 übernehmen müssen. Dazu kamen ab 1936 noch Reparaturaufträge auf die Ganzmetallmaschine Ar 96. 1940 musste die Produktion von Stahlrohrrümpfen für Go 242, Teile für Ar 96 und Bombenschächte für Do 217 hergestellt werden. Die Belegschaft stieg 1942 auf über 1200 Mann. Als Klemm im März 1943 vom RLM die Order erhielt, das Werk für die Fertigung der Me 163 auf Ganzmetallarbeiten umzustellen, trat er am 23. Mai 1943 als Geschäftsführer seiner Firma zurück, die anschließend bis zum Kriegsende unter kommissarischer Verwaltung stand.
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