Zu den Initiatoren der deutschen Nurflügelforschung zählten außer Prof. Lippisch besonders die von ihm wesentlich inspirierten Gebrüder Reimar und Walter Horten. Die Gebrüder Reimar und Walter Horten in Bonn begannen 1933 mit ihren Konstruktionen von Nurflügel-Flugzeugen (siehe Bild 1, v.l.n.r., Ho IIIb, Ho II und Ho IV). Eine Anzahl von Segelflugzeugen und Motorgleitern entstand in den dreißiger Jahren, die bei Wettbewerben sehr erfolgreich abschnitten. Bereits 1939 war Reimar Horten ein Angebot der Heinkel Werke unterbreitet worden, als Chefkonstrukteur in der Nurflügelentwicklung dieses Unternehmens tätig zu werden. Dieses Angebot zerschlug sich, weil die Entwicklung unter der ausschließlichen Nennung der Firma Heinkel erfolgen sollte. Ebenso ergebnislos verliefen Verhandlungen mit den Messerschmitt-Werken. Erst 1942, als das RLM, angeregt durch die Arbeiten Northrops in den USA, Interesse an Nurflügelentwicklungen bekam, erhielten die Gebrüder Horten für ein ausgedehntes Entwicklungsprogramm staatliche Untersützung. Umfangreiche Geldmittel wurden angekündigt und die Peschke-Möbelfabriken in Minden für die Bauausführung zur Verfügung gestellt. Das ganze Programm, von Göttingen aus redigiert, unterstand der Luftwaffe und lief unter dem Namen 'Luftwaffen-Sonderkommando 9'. Ende 1943 wurde die Unterstützung wieder gestrichen, so dass die gesamte weitere Entwicklung erneut auf privater Basis erfolgen mußte. Anschließend folgt das gesamte Motorflugzeug-Entwicklungsprogramm der Gebrüder Horten, das aus finanziellen Gründen meist jedoch im Projektstadium stecken blieb.
Die Nachkriegszeit:
Um weiterarbeiten zu können gab es zunächst Kontakte zu Großbritannien, aber da konkrete Verträge ausblieben, bleiben sie zunächst in Deutschland. Reimar studierte Mathematik. Walter bewarb sich 1947 bei Northrop. Jack Northrop nahm auch zu Reimar Kontakt auf, zu einer Zusammenarbeit kam es jedoch nicht mehr. Reimar Horten ging daher 1948 schließlich nach Argentinien, wo er in den nächsten Jahren einige Projekte verwirklichte. Zu diesen zählen, die I. Ae. 34 a (Ho XVb) , die I. Ae. 41 (Ho XVc), die 'Colibri' (Ho XVI), der Deltaflügler I.Ae 37, die I.Ae 48 und die I. Ae. 38 (siehe 2.Bild). Ebenfalls wurde in Argentinien mit der Konstruktion einer überarbeiten Version der Ho I begonnen – der Ho Ib, die 1954 fertig gestellt wurde und daraufhin 25 Jahre erfolgreich flog.
1954 wurde eine Reihe sehr kleiner leichter fahrwerksloser Hängegleiter unter der 1945 bereits verwendeten Bezeichnung Ho X gebaut. Zuletzt entstand mit Unterstützung durch Reimar Horten bei der Firma Nurflügel Flugzeugbau die PUL-10, ein kleines Nurflügel-Leichtflugzeug mit Schubpropeller und zwei nebeneinanderliegenden Sitzplätzen. Als 1951 in Deutschland wieder der Bau von Segelflugzeugen möglich wurde, begann der in Deutschland verbliebene Walter Horten auf Basis der Ho III die Konstruktion eines Nurflügels mit der Bezeichnung Horten Ho 33. Gebaut wurde dieser dann bei der Alfons Pützer KG in Bonn. Als Motor sollte ein 50 PS Zündapp Motor verwendet werden. Der erste Segelflug erfolgte 1954. Aber erst 1957 konnte der erste Motorflug durchgeführt werden. Bereits 3 Jahre später musste das Flugzeug wegen Fehlern in der Verleimung verschrottet werden. 1955 wurde ein zweites Exemplar gebaut, Kennung D-EGOL, das heute dem Wasserkuppe-Museum gehört und dort als V1 mit Fehlern zurückgebaut wurde.
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