Bei der Suche nach geeigneten Kräften für den
aufzubauenden neuen Bereich kam der Firmenchef, Walter Blohm, in
Berührung mit zwei jungen Konstrukteuren, die gerade bei Heinkel
aufgehört hatten, weil ihnen dort in Gestalt der Brüder Günther
eine mächtige Konkurrenz erwachsen war. Zuvor hatten Mewes
(damals erst 35 Jahre alt) und Maugsch ihrem Chef Heinkel mit
der He 59 und der He 60 die ersten beiden Großserien
versprechenden Entwürfe auf den Tisch legen können. Ihre erste
Aufgabe beim neuen Arbeitgeber war nun dieses Schulflugzeug, das
in der damals üblichen Gestalt als Doppeldecker mit zwei
offenen, hinter einander angeordneten Sitzen der Mehrzahl der
bereits in Betrieb befindlichen Flugzeuge entsprach. Es waren
dies vor allem die Fw 44 und die He 72. Am Entstehen der
Letzteren dürfte das Konstrukteurgespann ebenfalls beteiligt
gewesen sein, so dass eine gewisse Ähnlichkeit des nun mit Ha
135 bezeichneten Flugzeugs sich erklären lässt. Eine gewisse
Parallelität kann man auch feststellen mit dem Beginn des
Flugzeugbaus bei der Firma MIAG in Braunschweig, bei
Henschel-Werke in Kassel und bei den Adlerwerken in Frankfurt,
die sich alle, bis dahin artfremd tätig, nun diesem neuen
Bereich zuwenden wollten. Bei allen diesen Firmen war als erste
Aufgabe, gewissermaßen als Gesellenstück, der Bau eines
Schuldoppeldeckers verlangt worden. Nur Henschel bildete eine
Ausnahme. Dort war das Einstiegsmuster ein Eindecker mit einem
Argus As 10 C Motor. Sonst war mit dem Siemens Sh 14 A der
gleiche Motor verlangt. Am 28. April 1934 war es beim HFB so
weit, dass das erste Flugzeug startbereit war, das die
Bezeichnung Ha 135 und die Werknummer (Wnr.) 101 hatte. Da der
als Chefpilot vorgesehene Helmut Wasa Rodig noch bei der DVS in
Warnemünde als Fluglehrer tätig war, sprang mit großer
Wahrscheinlichkeit Ernst Udet ein, um es einzufliegen. Er hat
wohl auch den Erstflug mit der Wnr. 102 am 14. Juli gemacht, als
er in Hamburg war, um am nächsten Tag mit seinem Udet Flamingo
am großen Flugtag zur Eröffnung des Flugplatzes Hamburg-Altona
teilzunehmen. Die Nummer 135 für das Muster war die erste aus
einer Reihe von Typennummern, die der Firma für zukünftige
eigene Flugzeugentwürfe vom Reichsluftfahrtministerium
zugewiesen worden war und die bis 144 ging. Mit dem Bau der Ha
135 war auch das Ziel verbunden, einen Stamm an bisher nicht
vorhandenen Fachleuten für die erhofften Aufgaben im Flugzeugbau
heranzuziehen. Dass Mewes und Maugsch die ihnen übertragene
Aufgabe in einer beachtlich kurzen Zeit hervorragend gelöst
haben, bescheinigte ihnen kein Geringerer als ihr später von
Junkers ebenfalls zu Blohm und Voss gewechselter Kollege Hermann
Pohlmann, der Schöpfer der Ju 87. Ein Zeichen dafür ist die
Tatsache, dass das zweite und die folgenden 5 Flugzeuge sich
fast nicht von dem ersten unterschieden, größere Änderungen
aufgrund der Erfahrungen der ersten Flüge somit nicht notwendig
waren. Lediglich die Verbindung zwischen den oberen und den
unteren Querrudern wurde geändert. Hatte das erste Flugzeug,
welches nachträglich das Kennzeichen D-EXIL erhielt, dafür noch
eine Stoßstange, so wurden bei den weiteren zwei Seile benutzt.
Diese Änderung wurde nachträglich auch am ersten Flugzeug
durchgeführt. Wer die weiteren Erprobungsflüge mit den Wnr. 101
und 102 durchgeführt hat, ist leider nicht bekannt. Einige davon
könnte der öfter mit solchen Aufgaben betraute Joachim von
Köppen von der DVL Adlershof gemacht haben. Rodigs Flugbuch
zeigt jedenfalls, dass er nicht vor dem 29. September 1934 bei
HFB zu fliegen begonnen hat. Sein erster Flug mit einer Ha 135
ist sogar erst am 17. Dezember eingetragen. Es war schon die
Wnr.103, die er da eingeflogen hat. Damit ist die in der
Literatur, aber sogar bei Pohlmann zu findende Zahl von nur zwei
gebauten Ha 135 widerlegt. In Wahrheit gab es sechs Flugzeuge,
wie Rodigs Flugbuch zeigt. Fünf davon wurden in der Folgezeit
bei der Fliegerübungsstelle Hamburg-Fuhlsbüttel des DLV
geflogen, während die sechste der Fluga, der Flugabteilung der
DVL in Berlin-Adlershof zugeteilt wurde. Dort wurde sie gerne
bei der Flugbaumeister-Ausbildung zur Typenschulung geflogen.
Mit diesem Flugzeug, der Wnr.112, D-EKME, hatte Rodig am 21.
September 1935 noch die letzten Nachweisflüge für die endgültige
Musterzulassung des Flugzeugs gemacht. Mit dem Umzug der Fluga
zu Kriegsbeginn nach Braunschweig-Völkenrode kam auch die D-EKME
mit, wo sie bis 1940 nachzuweisen ist. Über das Schicksal der
anderen ist nichts bekannt, mit Ausnahme der Wnr.103, die im
Juli 1938 aus der Luftfahrzeugrolle gelöscht wurde, ohne dass
der Grund genannt wird. Die Ha 135 ist ein verspannter
Doppeldecker in herkömmlicher Gemischtbauweise, d.h. mit einem
geschweißten Stahlrohrfachwerk für den Rumpf und mit Flächen und
Leitwerken aus Holz. Der Rumpf ist mit hölzernen
Formgebungsleisten auf einen ovalen Querschnitt gebracht.
Rumpfvorderteil und teilweise der Motor, sowie der Rumpfrücken
sind mit abnehmbaren Leichtmetallblechen verkleidet. Hinter dem
hinteren Führersitz gibt es ein abschließbares Gepäckfach. Wie
üblich ist dieser etwas besser instrumentiert als der vordere,
dessen Knüppel herausgenommen werden kann. Das starre Fahrwerk
mit ölgedämpften Federbeinen und mechanisch bremsbaren Rädern
ist mit V-Streben zum Rumpf hin abgestützt. Am Heck befindet
sich eine lenkbare und feststellbare Spornrolle. Das
Höhenleitwerk mit Trimmklappen an beiden Ruderhälften wird durch
Streben nach unten und durch Spanndrähte zur Seitenflosse
gehalten. Die weitgehend identischen Tragflächen, die durch je
zwei mit Spanndrähten ausgekreuzte Stiele verbunden sind, tragen
oben und unten Querruder. |