Während das DFS in seinen Gründerjahren seine Arbeit auf den
rein zivilen Sektor des Segelfluges beschränken konnte, gewann
es ab 1936 durch die von Hans Jacobs entwickelten Bremsklappen
unerwartete Bedeutung für die Motor- und Militärfliegerei. Die
DFS-Bremsklappen, ursprünglich als Sturzflugbremse für
Segelflugzeuge konstruiert, wurden Udet und anderen Generalen
des OKL und später auch Abordnungen der Luftfahrtindustrie
vorgeführt. Damit war auch die Idee geboren, Kampfflugzeuge mit
Sturzflugbremsen auszurüsten, welches den punkt-genauen
Bombenabwurf ermöglichen sollte. |
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DFS 230 versuchweise Ausrüstung mit Sturzflugbremsen |
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Die Sturzflugbremsklappen sind bei der Ju 87 an der
Tragflügelunterseite angebracht. Sie werden kurz vor dem
Ansetzen zum Sturzflug ölhydraulisch ausgefahren. Damit der
Fugzeugführer jeweils über die Stellung der Bremsklappen
unterrichtet ist, sind an jeder Flügeloberseite rote
Anzeigebolzen angebracht. Bei ausgefahrenen Bremsklappen
treten die Anzeigebolzen aus der Flügeloberseite heraus, um
bei eingefahrenen Klappen wieder im Flügel zu verschwinden.
Die Bolzen werden von dem Kolben der Einziehstrebe der
Bremsklappen betätigt. Das Ausfahren der Sturzflugbremse
erfolgt durch einen Schalthebel vom Führersitz aus, der am
Schaltkasten an der linken Rumpfseitenwand angebracht ist.
Durch diesen Hebel wird ein Schaltschieber betätigt, der das
Drucköl für die Einziehstreben der Bremsklappen steuert. Zum
Einziehen der Bremsklappen wird der Schalthebel auf
"Einziehen" geschaltet, und die Bremsklappen werden wieder
hydraulisch eingefahren. Beim Ausfahren der Sturzflugbremse
stellt die automatische Abfangvorrichtung eine am rechten
Höhenruder befindliche Trimmklappe nach oben, wodurch die
Maschine kopflastig wird. Beim Abwerfen der Bomben wird die
Trimmklappe durch die Automatik in ihre Normalstellung
zurückgebracht. Hierdurch wird das Flugzeug schwanzlastig und
der Abfangvorgang eingeleitet. Eine Sicherheitssteuerung, die
sich beim Ausfahren der Sturzflugbremse einschaltet,
verhindert in einfacher Wiese ein unzulässiges starkes
Abfangen aus dem Sturzflug. |
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Schematische Darstellung des Sturzfluges |
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Der Knüppel kann nach
Einschalten der Sicherheitssteuerung beim Ziehen nur etwa 5"
von der Normalstellung aus angezogen werden, demzufolge das
Höhenruder nur einen geringen Ausschlag nach oben hat. Ist ein
schärferes Abfangen notwendig, kann die Sicherheitssteuerung
mit einer Steuerkraft von etwa 30 kg überzogen werden. Bei
eingefahrener Sturzflugbremse ist sowohl die Abfangvorrichtung
als auch die Sicherheitssteuerung ausgeschaltet. Vor dem
Übergang in den Sturzflug muss der Flugzeugführer die
Gasdrossel zurücknehmen, die Kühlerklappen schließen und,
soweit das Baumuster kein automatisches Schaltgetriebe und
eine von Hand verstellbare Luftschraube besitzt, auf
Bodenlader schalten und die Luftschraube auf große Steigung
bringen. Durch das Anstellen der Sturzflugbremse neigt das
Flugzeug infolge der gleichzeitigen Trimmung auf
Kopflastigkeit durch die Abfangvorrichtung von selbst dazu, in
den Sturzflug überzugehen. Nach dem Abfangen aus dem Sturzflug
und dem Einfahren der Bremsklappen müssen die Kühlerklappen
wieder geöffnet werden, damit der Motor, der während des
folgenden Steigfluges mit Volllast läuft, nicht überhitzt
wird. Die Ausführungen zeigen, wie durch die Sturzflugbremse,
in Verbindung mit einer automatischen Abfangvorrichtung und
einer Sicherheitssteuerung, die Angriffsflüge unserer
wagemutigen Besatzungen bedeutend erleichtert werden. |
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Hebel zur Bedienung des Sturzkampfflugzeuges Ju 87 |
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Sturzflugbremse (eingefahren) der Junkers Ju 87 B |
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Sturzflugbremse (ausgefahren) der Junkers Ju 88 A |
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Sturzflugbremse (eingefahren) der Junkers Ju 88 A |
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Klapp-Sturzflugbremse der Dornier Do 217 E |
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Sturzflugbremse ausgefahren |
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Sturzflugbremse eingefahren |
Demonstration im Sturzflug .. |
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Bänderfallschirm-Sturzflugbremse der Dornier Do 217 N-2 |
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Eingefahren |
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Halb- ausgefahren |
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