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| Deutsche Antarktische Expedition |
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Die Geschichte der deutschen Antarktiserforschung geht auf das Jahr
1873 zurück, als Eduard Dallmann im Auftrage der zuvor gegründeten
deutschen Polarschifffahrtsgesellschaft mit seinem Schiff 'GRÖNLAND'
neue Regionen und Passagen in den antarktischen Gewässern entdeckte.
Unter anderem entdeckte Dallman die Kaiser-Wilhelm-Inseln am
westlichen Ausgang der Bismarkstraße entlang der Biscoue Inseln. Die
Deutschen erwiesen sich in der Erforschung der Polar Regionen schon
damals innovativ, denn die 'GRÖNLAND' war das erste Dampfschiff
überhaupt, das die antarktischen Gewässer erkundete. In den darauf
folgenden 60 Jahren fanden acht weitere Expeditionsvorstöße sowie
zwei weitere Hauptexpeditionen, nämlich 1910 unter Wilhelm Filchner
mit dem Schiff 'DEUTSCHLAND' sowie 1925 mit dem Polarschiff 'METEOR'
unter der Leitung von Dr. Albert Merz. In den Vorkriegsjahren wurde
das Hegemoniebestreben der deutschen Militärführung immer stärker,
einen Stützpunkt im antarktischen Eis aufzubauen. Zu diesem
Zeitpunkt war der Südpol noch nicht durch die internationalen
Antarktisverträge gesichert, eine Absteckung des Gebietsanspruches
vor Ausbruch des unmittelbar bevorstehenden Krieges schien
strategisch äußerst sinnvoll und konnte zudem dank der
nationalsozialistischen Propaganda als weiterer Schritt zur
Wahrnehmung deutscher Interessen und Demonstration von Großmächte
ausgenutzt werden. Auf der anderen Seite musste eine weitere
Provokation der Alliierten (noch!) vermieden werden.
So wurde in Zusammenarbeit mit der deutschen
Lufthansa der Gedanke einer militärisch-politische Operation unter
dem Deckmantel einer zivilen Expedition entwickelt und umgesetzt.
Ein politisch brisanter Balanceakt am Vorabend des Krieges. Das
Kommando über dieses Unternehmen sollte der erfahrene Polarkapitän
Alfred Ritscher innehaben. Als Schiff wurde die 'SCHWABENLAND'
ausgewählt, der schwimmende Flugzeugstützpunkt der Lufthansa, der
mithilfe von Dampfkatapulten 10t schwere Dornier 'Wale' Flugboote
starten konnten. Diese revolutionäre Technik verwendete die
Lufthansa bereits seit 1934 für den Postverkehr mit Südamerika. Die
'SCHWABENLAND' (siehe Bild) wurde noch im Herbst 1938 in Hamburger
Werften für die Expedition antarktistauglich gemacht, was allein die
enorme Summe von 1 Mio. Reichsmark verschlang und ein Drittel des
veranschlagten Expeditionsbudgets ausmachte. Während die
Schiffsvorbereitungen auf Hochtouren liefen sorgte die deutsche
Polarschifffahrtsgesellschaft auch anderweitig für Aufsehen. Auf
ihre Einladung hin traf Mitte November 1938 der - damals schon
legendäre - amerikanische Antarktisforscher Rychard E. Byrd in
Hamburg zur Sonderaufführung seines neuen Antarktisfilmes ein.
Dieser Film wurde in der Urania in Hamburg vor 82 Anwesenden, davon
54 Mitglieder der Schiffsbesatzung zur Schulung und Vorbereitung auf
die anstehende Expedition vorgeführt. Byrd, der bereits 1929 den
Südpol fast überflogen hatte, war zu dieser Zeit noch im Status
eines Zivilisten, wenngleich ein Nationalheld für die Amerikaner. Es
mag eine Ironie der Geschichte sein, dass genau dieser Richard E.
Byrd im Jahre 1947 im Rang eines US Admirals die größte militärische
Operation der Antarktis leitete. Jene bis heute geheime Operation,
die höchstwahrscheinlich die Zerstörung des deutschen
Antarktisstützpunktes 211 bewirken sollte und die
höchstwahrscheinlich völlig gescheitert ist. Die 'NEUSCHWABENLAND'
verließ Hamburg am 17.12.1938 und erreichte die Antarktis am
19.01.1939 bei 4° 15´ W und 69° 10´S. In den folgenden Wochen wurden
auf insgesamt 15 Flügen der beiden Flugboote 'BOREAS' und 'PASSAT'
fast 600.000 Quadratkilometer Fläche überflogen und mit Zeiss
Reihenmesskameras RMK38 fotografiert.
Nahezu 11.000 Bilder dokumentieren dies heute noch.
Knapp 1/5 der antarktischen Fläche wurde so erstmals dokumentiert
und gleichzeitig als deutsches Reichsgebiet deklariert:
'NEU-SCHWABENLAND'. Um diesem Anspruch auch im Äußeren gerecht zu
werden, warfen die beiden Flugzeuge insgesamt über 100 deutsche
Fallflaggen ab. Gleichzeitig wurde entlang der Nordküste mit den
damals üblichen Steckflaggen geflaggt. So kommt es das das gesamte
Nördliche Segment der Antarktis deutsche Namen trägt, jene Namen von
hohen Berliner Reichsbeamten, die diese Expedition politisch und
militärisch vorbereiteten. Teilweise wurden nach dem
Antarktisvertrag von 1957 Gebirgszüge neu benannt (QUEEN MAUD LAND)
und unter norwegisches Protektorat gestellt. Aber auf alten Karten
finden sich noch alle alten Namen. Die Expedition brachte einige
neue Erkenntnisse, auch zu heißen Quellen in der Antarktis, denn sie
entdeckte (erstmals?) regelrechte geothermische Inseln mit schmalen
Anzeichen von Vegetation auf dem überflogenen Gebiet. Mitte Februar
verließ dann die 'SCHWABENLAND' wieder das antarktische Eis. Auf der
zweimonatigen Heimreise wurde das kartographische Material gesichtet
und vorausgewertet. Von Kapitän Ritscher ist bekannt, dass er eine
weitere Expedition mit verbesserten 'leichteren Flugzeugen auf
Kufen' vorbereitete. Im Oktober 1939 sollen dann die zivilen
Expeditionsvorbereitungen eingestellt worden sein. |