Eine Jägerleitstelle
'Helle Nachtjagd' »Henaja«
Die erste Art des Nachtjagd Verfahrens, war die sog. 'Helle
Nachtjagd'. Zu ihrer Durchführung wurde von Schleswig-Holstein
über Hamburg, Bremen, Ruhrgebiet bis Metz ein sogenannter
'heller Gürtel' eingerichtet, welcher aus mit akustischen
Horchgeräten versehenen Scheinwerferstellungen bestand. Die
einzelnen Nachtjäger suchten nach Alarmierung durch die
Flugwachen ihre jeweils zugewiesenen Warteräume bei
LW-Funkfeuern auf und durften erst auf Lichtzeichen der
Scheinwerfer ('Lichtdom' aus zusammenlaufenden
Scheinwerferkegeln) die so gekennzeichneten feindlichen
Einflugzonen aufsuchen, wobei die Scheinwerfer versuchten
gegnerische Flugzeuge zu erfassen und für die Nachtjäger zu
beleuchten. Da die Bewölkung aber besonders im Industriegebiet
nur selten unter 6/10 Bedeckung absank, waren der Wirksamkeit
des Verfahrens von vornherein Grenzen gesetzt. Ab Oktober 1940
wurden die ersten Funkmessgeräte ('Würzburg A') als Ersatz für
die akustischen Geräte verfügbar, wobei aber auch
organisatorisch große Anlaufschwierigkeiten zu überwinden waren.
Trotzdem waren die Abschusserfolge der 'hellen Nachtjagd' (=
'Henaja') nur gering, da die gegnerischen Flugzeuge entweder in
ihrer Gipfelhöhe anflogen und dann den nur 35 km breiten Gürtel
im Sturzflug durchstießen oder aber ihn im Norden oder Süden
umflogen.
'Fern Nachtjagd'
Die Fernnachtjagd 'Lange Kerle', welche von zwei (später drei)
mit Ju 88 C-2 bzw. C-4 (und auch einige Do 17 Z) ausgerüsteten
Staffeln praktiziert wurde. Diese Nachtjäger flogen möglichst
unbemerkt zusammen mit rückflutenden Gegnern zu deren
Einsatzbasen in England und versuchten die sich dort sicher
fühlenden Bomber bei der Landung abzuschießen. Da die
Erfolgsmeldungen für nicht glaubwürdig befunden wurden und auch
die Luftwaffe im August 1941 total überlastet war, wurde die
hauptsächlich mit derartigen Einsätzen betraute I.N.J.G.2 nach
Sizilien und Afrika verlegt. Von diesem Zeitpunkt an fanden (mit
nur kaum nennenswerten Ausnahmen) keinerlei Angriffe mehr auf
gegnerische Flugplätze in England statt, so dass dort der Ausbau
und der Betrieb bis zum Kriegsende ohne jegliche Störung
durchgeführt werden konnte. Nach Gen.Kammhubers Ansicht war das
einer der folgenschwersten Fehler der deutschen Führung.
'Kombinierte Nachtjagd' »Konaja«
Bei der kombinierten Nachtjagd, die als kräftemäßige
Konzentrierung in bestimmten Lufträumen vorgesehen war, wurden
neben der Führung der Jäger (ähnlich 'Himmelbett' Verfahren,
jedoch ohne eigene Bord-Radargeräte), auch Scheinwerfer und Flak
durch das System Freya und Würzburg geführt. Bei diesem
Verfahren, gab es eine Zonen- bzw. Höheneinteilung, um nicht die
eigenen Jäger von der Flak zu erfassen. Das Verfahren der
kombinierten Nachtjagd jedoch, funktionierte nicht zufrieden
stellend, da es oft durch falsch eingeschätzer Luftlage des
Flakdivisionsführers, zum Abschuss eigener Jäger kam.
'Dunkle Nachtjagd' »Himmelbett«
Die ortsgebundene Nachtjagd 'Himmelbett', welche im Sommer 1941
eingeführt und weitgehenst bis Kriegsende beibehalten wurde,
legte folgendes Verfahren zugrunde: Groberfassung anfliegender
Feindverbände, kann dicht nebeneinander fliegende Maschinen
nicht einzeln, sondern nur insgesamt erfassen und Höhe
feststellen, wohl aber die Entfernung und Anflugrichtung. Freya
erfasst den anfliegenden Flugzeugpulk auf weite Entfernung, löst
Alarm aus und "übergibt" den Feindverband an den Würzburg-Riesen
Nr.1. Gleichzeitig hat der Würzburger-Riese Nr.2 einen sofort
nach der Alarmierung gestarteten Nachtjäger im Strahl und führt
ihn dem feindlichen Flugzeugpulk entgegen. Der Jägerleitoffizier
am Boden hält Sprechfunkverkehr zum Nachtjagd-Piloten und
korrigiert dessen Kurs nach dem ihm vorliegenden Radarbild. Ist
der Nachtjäger nahe genug an das Feindflugzeug heran gekommen,
sucht er selbst mit dem bordeigenen Lichten-Gerät den Feind und
greift ihn an, sobald er ihn klar auf dem Bildschirm erkennt.
'Zahme Sau'
Die Verfolgungsnachtjagd 'Zahme Sau' zur Bekämpfung des Gegners
mit starken Kräften unter Verwendung von Nachtjagdsuch- und
Zielgeräten bis zur Reichweite der Jagdflugzeuge unter der
Grobführung mit dem Y- oder Erstling-Weitführungsverfahren bzw.
durch Funkreportage. Bei der 'Y-Führung' (Jagd) wurden die mit
Y-Geräten ausgestatteten deutschen Flugzeuge von der
Jägerleitstellung angemessen und unter Durchgabe von Kurs und
Entfernung an den mit dem Funkmessgerät erfassten Feindverband
herangeführt. In geschlossenen Verbänden diente ein Flugzeug als
Messflugzeug. Die Reichweite der Y-Führung war von der Flughöhe
abhängig. Sie reichte bei 1.000 m Flughöhe etwa 100 km und bei
6.000 m Flughöhe etwa 250 km weit. Zur 'Erstling-Weitführung'
(Egon-Führung) diente am Boden ein Freya-Gerät und an Bord des
Jägers das Kenngerät FuG 25a (Erstling). Bei großen Flughöhen
betrug die Reichweite theoretisch bis zu 1.000 km, praktisch
etwa 250 km. Der Pilot wurde vom Jägerleitoffizier im
Funksprechverfahren in den feindlichen Bomberstrom
eingeschleust, um dort von einer günstigen Position aus mit
Hilfe der Nachtjagdsuchgeräte anzugreifen. Das
'UKW-Peilverfahren' wurde angewendet, wenn keine Y- oder
Erstling-Ausrüstung vorhanden war. Dabei gab der Flugzeugführer
etwa 15 Sekunden lang ein Peilzeichen mit dem FuG 16. Durch
Kreuzpeilung am Boden wurde der Standort des Flugzeugs bestimmt.
Mittels Tastfunk wurde er zum anzugreifenden Objekt hingeführt.
Beim 'AN-Verfahren' ermittelte der Jägerleitoffizier im
Freya-Gerät den Kurs des Nachtjägers und des Feindflugzeugs und
im Würzburg-Gerät die Flughöhe, so daß er dem Piloten über
Funkspruch die exakten Kursbefehle übermitteln konnte. Die
Heranführung an den gegnerischen Verband konnte also im
Y-Verfahren oder auch mit Hilfe von drehbaren UKW-Leitstrahlen
»Knickebein«, »Zyklop-Feuer« und später mit Rundsuchanlagen
»Jagdschloss«, erfolgen.
'Wilde Sau'
Die helle Objektnachtjagd 'Wilde Sau' bei direkter oder
indirekter Ausleuchtung der feindlichen Flieger durch
Flakscheinwerfer. Einsatz von einmotorigen Tagjägern, da die
Ausleuchtung der Feindflugzeuge gut sichtbare Silhouetten
abzeichnete, und somit gut auszumachende Ziele waren. Jedoch,
waren die einmotorigen Tagjäger kaum blindflugtauglich, sodass
unerfahrene Piloten bei Start und Landung schon Ausfälle
verursachten. Das bekannteste Jagdgeschwader der 'Wilden Sau',
war das JG 300.
"Seeburgtisch"
Auswertung der Information vom Würzburg-Gerät
Darstellung vom "Seeburgtisch"

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Farbige Lichtstrahlen machten ein Abfangen des Feindes möglich:
rot für einen feindlichen Jäger
blau (oder auch grün) für einen eigenen Jäger |
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»Würzburg D FuSE 62«
Flakortungsgerät »Würzburg D« mit
zusätzlichen Dipolantennen von FuG 221a »Rosentdaal-Halbe«
zur Erfassung von Rückwärts-Warngeräten »Monica« in
englischen Bombern. |
»Würzburg Riese FuSE 65«
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1 Rotierender Dipol |
5 Spiegelträger |
2 Parabol Spiegel |
6 Kippgestänge |
3 Leonardsatz |
7 Antriebsritzel |
4 Betonfundament |
8 Lüfter |
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Links »Würzburg A«, Mitte Funkmessstellung »Freya-Fahrstuhl FuSE 80«, rechts »Würzburg D«
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