Als im Herbst 1944 der Einflug der
alliierten Bomberströme in das Reichsgebiet einen
Höhepunkt erreichte, gab das RLM eine Entwicklungsausschreibung
für einen billigen Abwehrjäger heraus, der leicht und schnell
herzustellen war. Da die feindlichen Bomberverbände zu diesem
Zeitpunkt bereits nur noch einen kurzen Anflugweg besaßen,
musste der Abfangjäger in der Lage sein, in Sichtweite des
Angreifers zu starten und ihn noch vor dem Ziel zu erreichen.
Deshalb wurde die Verwendung eines Raketentriebwerkes gefordert.
Vier Firmen arbeiteten Projekte aus, Heinkel die He P 1077
"Julia", Junkers die EF 127 "Walli" und Messerschmitt die Me P
1104. Das vierte Projekt stammte von Dipl.Ing. Bachem,
vormaligem Direktor der Fieseler- Flugzeugwerke, und trug die
Bezeichnung BP-20. Dieser Entwurf wurde für die Entwicklung
ausgewählt und erhielt den Namen Bachem Ba 349 Natter. Während
für das Projekt der "Natter", dem BP-20, ein Walter-Triebwerk
HWK 109-509A mit 1500 kp Schub, der auf einen Mindestschub von
300 kg abgedrosselt werden konnte, vorgesehen war, erhielt die
Serienausführung mit der Bezeichnung Ba 349 A das verbesserte
Walter-Triebwerk HWK 109-559, eine direkte Abwandlung der
HWK 109-509. Die HWK 109-559 besaß einen Maximalschub von 1700
kp, einen Minimalschub herunter bis auf 150 kp und eine
außerordentliche Steigleistung von 11.300 m/min brachte die
"Natter" zum Ziel. Die Ba 349 konnte aufgrund tödlicher
Flugunfälle und Kriegsende nicht weiter entwickelt werden. Die
Bachem "Natter" stellte den ersten bemannten Raketenstart, der
Welt, dar. |