Die Bf 108 erwies sich durch überragende
Flugleistungen und ihre moderne technische Gesamtkonzeption,
hergestellt in Ganzmetallbauweise mit einziehbarem Fahrwerk, als
ein herausragendes Flugzeug ihrer Klasse. Am 21.10.38 hatte der
berühmte Ozeanflieger Charles Lindbergh in Berlin die
Gelegenheit, eine Bf 108 B zu fliegen. Sein damaliger Kommentar
nach der Landung: ,,Das beste Flugzeug seiner Klasse, das ich je
geflogen habe." Zahlreiche aufsehen erregende Flüge wurden in
den dreißiger Jahren mit der Bf 108 durchgeführt, um ihre
Leistungsfähigkeit zu demonstrieren: Am 25.5.1936 wurde mit dem
Luftschiff LZ 129 ,,Hindenburg" die Bf 108 B mit dem Kennzeichen
D-IONO nach Rio de Janeiro transportiert. Es erfolgte
anschließend ein Demonstrationsflug durch Südamerika, bei dem
auch die Anden überflogen wurden. In allen Ländern, in denen die
Bf 108 erschien, erregte sie großes Aufsehen, da die dort
vorhandenen Flugzeugtypen dieser Größenordnung durchwegs
Doppeldecker waren. Mit ihrer eleganten Form, den technischen
Neuheiten, mit Vorflügeln und Landeklappen an den Tragflächen
sowie dem einziehbaren Fahrwerk, stand sie da wie ein Flugzeug
von einem anderen Stern. Die überragenden Flugleistungen der 108
waren vor allem auf die aerodynamische Gesamtkonzeption
zurückzuführen, die für alle nachfolgenden Flugzeugtypen dieser
Größenordnung bis heute richtungsweisend ist. Im Februar 1937
belegte Elly Beinhorn den 2. Platz beim internationalen
Oasenrundflug in Ägypten auf einer Bf 108 B-1 mit der Werknummer
825 und der Kennung D-IGNY. Im selben Jahr führte sie einen
Langstreckenflug von Berlin nach Kapstadt und zurück durch. Im
Mai 1937 gewann Flugkapitän Seidemann das Luftrennen auf der
Isle of Man, er flog damals die 108 mit der Kennung D-IOSA. Im
Dezember 1937 wurde die Bf 108 D-IBFW mit einem Schiff nach Rio
de Janeiro transportiert. Von hier startete die Maschine zu
einem Werbeflug durch Süd- und Nordamerika und erreichte am 5.
Juli 1938 New York. Geflogen wurde die 108 von Otto Brindlinger,
der dabei eine Strecke von 44000 km zurücklegte. Im Juli 1938
wurde auf einer 108 das internationale Königin-Astrid-Rennen
gewonnen und im August der internationale Flugwettbewerb im
französischem Dinard. Beim italienischen Raduno-del-Littorio
belegte eine Bf 108 den 2. Platz. Diese Erfolge, erzielt durch
die bereits erwähnten hervorragenden Flugleistungen und
technischen Neuerungen, veranlassten zahlreiche Nationen, die
108 bei der Messerschmitt AG in Augsburg zu bestellen. Folgende
Aufträge aus dem Ausland waren zu verzeichnen: Australien 1,
Bulgarien 6, Chile 1, Japan 1, Jugoslawien 12, Österreich 4,
Rumänien 6, Schweiz 12, Spanien 1, Ungarn 6, UdSSR 2, USA 1,
Großbritannien 1. Bei diesen Bestellungen ist zu
berücksichtigen, daß damals viele Nationen die 108 nur deshalb
anschafften, um die Konstruktion und Herstellungsweise dieses
äußerst modernen Flugzeugs eingehend zu prüfen und zu testen.
Für Messerschmitt war es in jedem Fall ein großer
wirtschaftlicher Erfolg, seine Flug- zeuge ins Ausland zu
exportieren. Dieser Erfolg konnte dann später noch ausgeweitet
werden, da Nationen wie die Schweiz, Jugoslawien, Ungarn,
Rumänien usw. das Jagdflugzeug Bf 109 kauften. Zahlreiche
deutsche Privatleute und Firmen entschieden sich damals
ebenfalls zum Kauf der Bf 108. Größter Auftraggeber wurde jedoch
die Deutsche Luftwaffe, die sich in einer unvorstellbaren
Aufrüstphase (1936-39) befand. Eingesetzt wurde die 108 bei der
Luftwaffe als Kurier- und Verbindungsflugzeug und zur Umschulung
der Jagdfliegerpiloten auf die Bf 109. |