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Produktion II - Verlagerung der Fertigung |
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Im Laufe des Krieges wurde die alliierte
Luftüberlegenheit immer drückender. Mächtige gegnerische
Bomberverbände wurden ab 1942 nicht nur vollends zum
Schrecken der Zivilbevölkerung, sondern trafen zunehmend
auch die deutsche Rüstungsindustrie. Alle Anstrengungen,
wichtige Objekte durch Jagdflugzeuge und Flak auf Dauer
wirksam zu schützen, mussten angesichts 800 und mehr Bomber
Angriffen schließlich scheitern. Die einzige Möglichkeit,
zumindest wichtige Industriebetriebe vor der Zerstörung zu
bewahren, war die Verlegung in abgelegene Gebiete, die
vorläufig außerhalb der gegnerischen Bomber-Reichweite
lagen. Daher ordnete das Rüstungskommando an, ganze Werke
oder auch Teile der Fertigung nach Schlesien (Arado), nach
Polen (Heinkel) oder in die Tschechoslowakei (Messerschmitt)
auszulagern. Die Luftangriffe auf die Flugzeugindustrie
begannen schwerpunkthaft im Sommer 1943 und führte zu einem
Produktionsverlust von mehr als zehn Prozent im zweiten
Halbjahr. Die 8. USAAF - in geringerem Maße die Royal Air
Force - trug die Hauptlast dieser Angriffe. |
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Ein Bomberverband über Deutschland |
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Ohne die bereits ab 1941 angelaufenen
Vorbereitungen, einen Teil der Produktion umzudisponieren,
hätten die 1944 erfolgten, immensen Produktionssteigerungen
niemals möglich werden können. Beispielsweise erhöhte sich
die Anzahl der Focke-Wulf Werke und deren Niederlassungen
von fünf am 31.12.1943 auf zwölf im Jahre 1944. Dank des
ausgezeichneten Verkehrssystems, das zwar beschädigt, jedoch
noch nicht schwer angeschlagen war, konnten die disloziert
hergestellten Baugruppen zur Endmontage zusammengeführt
werden. Gleichzeitig errichtete man "Scheinanlagen"
(gleiches gilt für andere Objekte und kriegswichtige
Anlagen), die in Form und Ausdehnung ihren Vorbildern
glichen, und die einer Irreführung der gegnerischen
Bomberbesatzungen dienten.
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Die am 17. August 1943, durch die USAAF nach dem Angriff, enstandene Luftaufnahme des zerstörten Messerschmitt Werkes in Regensburg |
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Die Ausmaße der Zerstörung am Boden |
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Beispielsweise bei Ploesti in Rumänien
bombardierten die sowjetischen Fliegerkräfte jahrelang die dort
errichteten Scheinanlagen, die sich erst gegen Kriegsende als
Attrappen herausstellten. Ähnlich erging es der RAF, die bis
Anfang 1943 ein vorgetäuschtes Krupp Werk nahe Essen
bombardierte. Doch trotz aller Flakkonzentrationen um wichtige
Betriebe blieb der sicherste Schutz deren Verbunkerung oder die
Einrichtung unterirdischer Produktionszentren. In Deutschland
gab es im April 1945 allein 140 größere unterirdische Werke, in
denen fast die Hälfte aller Flugmotoren, ein hoher Prozentsatz
der Munition und fast alle "Vergeltungswaffen" produziert
wurden. Besonders große Anlagen befanden sich bei Leonberg nahe
Stuttgart, in Nordhausen, Kahla in Thüringen, außerdem bei
Igling nahe Landsberg und bei Mühldorf in Niederbayern. |
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He 162 Produktion in der Seegrotte bei Mödlingen Deckname 'Languste' |
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Ebenso wurde in Kaufering an einem zweiten
Großbunker gearbeitet, der im Frühjahr 1945 bereits riesige
Ausmaße erreicht hatte. Es war geplant die Produktion des
Turbinenjägers dort ab Herbst 1945 zu beginnen. Das Kriegsende
machte dem Vorhaben "Kuckuck" jedoch ein jähes Ende. Ebenso
wichtig war die Herstellung von genügend Treib- und
Betriebsstoffen für die Bedarfsdeckung der Streitkräfte.
Insbesondere benötigten die Luftwaffenverbände in der
Reichsverteidigung genügend Betriebsstoff, um ihren Auftrag zu
erfüllen. Für die Treibstoff-Gewinnung entstanden daher weitere
Hydrierwerke in Leuna, Boehlen bei Leipzig, Meerbeck,
Lützkendorf bei Halle und nahe Hannover. |
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Aufrüstung eines A4/V2 Meilerwagens in einer unterirdischen Bunkeranlage |
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Wie schon bei der Motoren- und Zellenproduktion
blieb vieles Stückwerk. Inzwischen hatten alliierte Bomber
begonnen, auch die deutsche Infrastruktur zu vernichten. Dagegen
wurden ab 1944 die Straßen- und Schienenverbindungen, aber auch
Kanäle und Wasserstraßen Ziel der USAAF sowie der RAF. Immer
häufiger wurden daher Nachschubtransporte vor Erreichen des
Ziels vernichtet. Kesselwagen brannten in Bahnhöfen und auf
offener Strecke nach gegnerischen Tiefangriffen aus. Die
Aktivitäten der Luftwaffe mussten so zwangsläufig erlahmen. |
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Unter Tarnnetzen wird eine fertige Me 262 aus einer Waldfabrik abgestellt |
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Weingut II, die Jägerfabrik bei Mühldorf am Inn |
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