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Einsatz und Verwendung von Beuteflugzeugen
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Zur richtigen Einschätzung des Gegners ist gutes Wissen über seine militärische Ausrüstung von grundlegender Bedeutung. Zu diesem Zweck wurden Beuteflugzeuge erprobt und durch Übungseinsätze Erkenntnisse gewonnen. Bereits am 13. März 1938, als der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen wurde, wurden die Flugzeuge der österreichischen Luftwaffe, die zum großen Teil italienischer Herkunft waren, von der deutschen Luftwaffe übernommen. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen am 16. März 1939 in das Protektorat Böhmen und Mähren fielen auch die tschechischen Flugzeugbestände in deutsche Hände. Dieser 'Beutezug' konnte bei der Besetzung Frankreichs, Belgiens und der Niederlande fortgesetzt werden. Viele der erbeuteten Jagdflugzeuge wurden bei den Jagdschulen eingesetzt. Einige Flugzeuge gingen an die DLH, andere wurden in großer Zahl für Schulzwecke, als Reise- und Kuriermaschinen, Schleppflugzeuge und sogar als Seeaufklärer eingesetzt. (Näheres zu den einzelnen Nationen - siehe Links) Einige Beuteflugzeuge wurden für das Zielübungsschiessen, oder auch als 'Flugzeugköder', auf dem Fliegerhorst, bzw. Feldflugplatz, eingesetzt. Zudem waren Flugzeuge, die an der Front erbeutet wurden, oder die durch Fehlnavigation auf deutschen Fliegerhorsten landeten, für so genannte 'Spaßflüge' bei den deutschen Piloten sehr beliebt. Ein großer Teil der erbeuteten Flugzeuge und Motoren wurde an mit Deutschland verbündete Staaten abgegeben, oder an das Ausland verkauft. Bereits kriegsbedingt zerstörte Flugzeuge, sowie veraltete Baumuster wurden von den so genannten Beuteparks fachgerecht ausgeschlachtet und zerlegt. Der Schrott war als wichtiger Rohstoff für die unter vielfachem Mangel leidende Kriegswirtschaft hoch willkommen.

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Auf dem Beuteflugplatz Lublin/Polen, links ein PLZ P.38/II Prototyp,
dahinter einige PZL P.37A

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Bruchgelandete Latécoère Laté 298 B

Wesentlich schwieriger war es, an die neuesten, eingesetzten alliierten Flugzeuge zu kommen. Diese waren meist moderner und effektiver bewaffnet, als jene, die bis 1940 in den besetzten Gebieten Europas erbeutet wurden. Das Hauptaugenmerk galt hier der amerikanischen Luftwaffe. Um an diese Maschinen zu gelangen, war meist viel Glück nötig. Jedes der in das Reichsgebiet einfliegenden alliierten Bomben- und Jagdflugzeuge war nicht nur der Gefahr ausgesetzt abgeschossen zu werden, sondern nach einer durch Beschädigung bedingten Notlandung in die Hände des Gegners zu fallen. Für solche Fälle soll es eine strenge Anweisung an alle alliierten Jägerpiloten gegeben haben, anscheinend mehr oder minder intakt notgelandete Maschinen durch Bordwaffenbeschuss unbrauchbar zu machen. Immer war das offensichtlich nicht möglich.Hatte eine alliierte Maschine im Reichsgebiet notlanden müssen, gingen umgehend Experten der Luftwaffe daran, die Maschine genauestens daraufhin zu untersuchen, ob eine Reparatur möglich war.Wenn das der Fall war, wurde die Maschine meist an Ort und Stelle instand gesetzt oder nach Zerlegung und Transport in einer nahe gelegenen Werft.. Die Instandsetzung war meist, dank ausreichend vorhandener Ersatzteile aus anderen Flugzeugwracks, oft innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden möglich.

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An der West- und an der ..

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.. Ostfront werden erbeutete Flugzeuge zur Verwertung verladen

Sobald solche Flugzeuge wieder hergestellt und als lufttüchtig erklärt waren, wurden sie meist zur Erprobungsstelle Rechlin überführt. Dort wurde versucht, genauere Kenntnis über die Flugeigenschaften und die Schwachstellen des jeweiligen Flugzeugtyps zu erhalten. Die Kooperationsbereitschaft eines amerikanischen Kriegsgefangenen, der über detaillierte Kenntnisse in Konstruktion und Betrieb vieler er amerikanischer Flugzeugtypen verfügte, soll die Testflüge erleichtert haben. Seine genaue Identität ist bis dato verständlicherweise unbekannt geblieben, doch kann angenommen werden, dass er aus dem Bereich der Luftfahrtindustrie stammte. Um die alliierte Feindaufklärung, insbesondere die Funkabhörstationen zu verwirren, wurde für die Beutebomber ab 1944 die Tarnbezeichnung Do 200 verwendet. Unterstellt waren sie dem Versuchsverband Ob.d.L, welcher neben dem Stab aus drei Staffeln bestand:

1. Staffel – zuständig für Aufklärungsflüge mit Beutemaschinen

2. Staffel - 'Zirkus Rosarius' - Nachgestellte Übungseinsätze und Vorführung der Flugzeuge (ab 1944 z.T. 1./KG200)

3. Staffel - Experimentelle Erprobungsflüge mit erbeuteten Geräten

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Erbeutete Archangelskij Ar-2

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Erbeutete norwegische Waco YKS 7

Nachdem ausreichend Daten über die einzelnen Flugzeugmuster ermittelt worden waren, sollen Beutebomber von Zeit zu Zeit in gegnerische Formationen eingeschleust worden sein, um auf diese Weise mehr Informationen über Aufbau, Bewegungsabläufe und Schwachstellen der verschiedenen alliierten Flugformationen zu erlangen. Solche Annäherungen wurden von der USAAF seit April 1943 registriert. Im Laufe der nächsten fünf Monate sollen insgesamt 25 Fälle von amerikanischer Seite an der West- und Südfront festgestellt worden sein. Die verdächtigen Maschinen hätten stets den gleichen Schutzanstrich und die farbigen Markierungen getragen wie die regulären USAAF Bomber. Normalerweise wären diese Flugzeuge allein geflogen, auch wenn vereinzelt Zweier - und Dreier - Gruppen beobachtet worden wären. Die Meldung über eine Formation sogar aus insgesamt neun dieser Bomber, die am 26. Juli 1943 gemeldet worden war, wurde später dahingehend korrigiert, dass es sich nur um eine Maschine in einer Neuner - Formation gehandelt habe. Neben der Beobachtung des einzelnen Bomberverbandes und seiner Bewegung wurden diese Beutebomber teilweise auch zur Heranführung der Abfangjäger genutzt. Die Jäger der Luftwaffe, die einen solchen begleiteten Bomberverband angriffen, mussten über das Vorhandensein und die Position eines eigenen Flugzeuge informiert gewesen sein und griffen diese Maschinen nicht an. Ein Umstand der es den anderen USAAF Besatzungen ermöglichte, die als Shadows (Schatten) bezeichneten Maschinen zu identifizieren. Waren die deutschen Maschinen den alliierten Bomberverbänden zunächst nur in einiger Entfernung gefolgt, so kamen sie den Verbänden im Laufe der Zeit immer näher. Teilweise sollen sie sich sogar in den beobachteten Verband eingegliedert haben. Normalerweise blieben sie nur bis zur Kanalküste bei oder in dem beobachteten Verband. Einige sollen aber bis zu den Landeplätzen in England mitgeflogen und dann erst umgekehrt sein.

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Ofw. Heinz Bär begutachtet die 'Miss Ouanchita' B-17 F, der 91st Bomb Group

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B-24 J, der 328th Bomb Squadron welche nach der Bruchlandung im Jan. 1944,
als Ersatzteillager für andere B-24iger ausgeschlachtet wurde

Ein im April 1944 vorgelegter Bericht lässt die Sorgen erkennen, die man sich bei der USAAF wegen dieser Maschinen machte. Man glaubte:

1.) Eine größere Gruppe dieser Maschinen könnte sich mit Leichtigkeit an einen eigenen Verband annähern, diesen dann vollkommen überraschend angreifen und so schwere Verluste verursachen. Dabei könnte der ganze Verband zersprengt werden, so dass die einzelnen schwerfälligen Bomber es nunmehr allein mit den deutschen Abfangjägern aufnehmen müssten, was die Verlustrate ebenfalls ansteigen lassen würde.

2.) Eine Anzahl dieser Maschinen könnte als Bestandteil eigener Verbände bis tief in den eigenen Luftraum eindringen, da die Luftverteidigung nicht auf sie schießen könnte. Auf diese Weise wären nicht nur Aufklärungsflüge möglich, sondern auch Bombenangriffe, wieder mit dem Vorteil der Überraschung.

3.) Es erscheine sehr wahrscheinlich, dass die Deutschen eine spezielle Bombe entwickeln werden, die aus über den Bomberverband fliegenden Maschinen auf den Verband abgeworfen, neben großen Zerstörungen auch die Auflösung der Verbandsformation bewirken könnte. Eine dieser Beutemaschinen wäre in der Lage, diese Waffe vollkommen überraschend auf den eigenen Verband abzuwerfen. (Eine solche Waffe wurde zwar entwickelt, brachte aber nicht den gewünschten Erfolg)

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B-25 C Mitchell, bruchgelandet in Djedeida/Tunesien am 19. Apr. 1943,
welche eingehend von der Luftwaffe untersucht wurde

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Eine Curtiss P-40 Kittyhawk, welche nach Abschuss in Nord-Afrika von einem
Luftwaffenmechaniker und den Einheimischen unter die Lupe genommen wird

Um diese Bedrohung zu verringern, befahl das High Command, dass Notlandungen auf deutschem Gebiet unbedingt zu verhindern seien. Falls sie doch unvermeidlich waren, habe der Pilot die Maschine unverzüglich nach der Landung zu zerstören. Dieser Befehl war aber kaum umzusetzen, weil die Besatzungen oft mehr oder weniger schwer verletzt waren, um die Maschine noch verlassen zu können, um sie zu zerstören. Zudem kam hinzu, dass insbesondere in Ballungsgebieten die Besatzungen binnen weniger Minuten gefangen genommen waren, ihnen also gar keine Zeit für eine Zerstörung blieb. Für diese Fälle wurde daher den Begleitjägern befohlen, notgelandete Maschinen mit ihren Bordwaffen zu zerstören. Aber auch dieser Befehl war praktisch kaum durchführbar. Für jeden abtrudelnden Bomber hätte dann sicherheitshalber mindestens ein Jäger abgeordnet werden müssen, der dadurch selbst aus dem Kampfgeschehen ausscheiden musste und als einzelnes Flugzeug dem Gegner ein leichtes Opfer sein könnte. Zudem hätten die Jägerpiloten nur schwer erkennen können, ob die gesamte Besatzung den Bomber hatte verlassen können oder nicht.

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In Frankreich notgelandete Supermarine Spitfire, ON-A

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Ebenfalls in Frankreich notgelandete Bristol Blenheim Mk.IV, L-RT

Die RAF machte daher keinem ihrer Piloten Vorwürfe, wenn dieser sich für das Leben der Besatzung entschied und die notgelandete Maschine nicht mit seinen Bordwaffen angriff. Der einzig praktikable Schutz vor den Beutebombern blieb also die häufige Veränderung der geometrischen Markierungen, was ein Erkennen fremder Beutebomber sehr erleichterte. Dies erforderte allerdings einen großen Aufwand am Boden und war bei den oft mehrfachen Einsätzen pro Tag kaum durchzuhalten. Ursprünglich hatten die Markierungen täglich geändert werden sollen, mit der Zeit stellte sich aber ein Dreitage - Rhythmus ein. Konnte eine Maschine nicht identifiziert werden oder wurde sie sogar als feindliche Maschine erkannt, so musste unverzüglich Meldung an die RAF Luftverteidigung gemacht werden, damit deren Flugweg verfolgt werden konnte. Es ist nicht verwunderlich, dass dies zu zahlreichen falschen Alarmen führte. Glücklicherweise wurde keine einzige Maschine deswegen abgeschossen. Als diese Maßnahmen sich auszuwirken begannen, waren die Beutebomber aber längst aus dem Westen abgezogen und an die Ostfront verlegt worden, wo sie das KG 200 für Sonderaufträge nutzte. Weitaus weniger spektakuläre Einsätze waren es anfangs, als Beuteflugzeuge in ihren originalen Anstrichen für Propaganda Aufnahmen verwendet wurden, um gestellte Kampfszenen filmen zu können.

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Simulierter Luftkampf zwischen Do 17 und Curtiss H-75

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Simulierter Luftkampf zwischen Supermarine Spitfire und Me 109

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